Im stillen Bienwald bei Schaidt verbinden sich Naturidylle und Zeitgeschichte zu einer eindrucksvollen Wanderung.
Am Sportplatz von Schaidt beginnt die knapp neun Kilometer lange Rundtour durch den südpfälzischen Bienwald. Eine Infotafel bietet einen Überblick über den Schaidter Westwallweg, der leicht zu bewältigen ist. Wer möchte, kann per QR-Code die App „Actionbound“ aufs Smartphone
laden und unterwegs spannende Hintergrundinfos digital abrufen.
Der markierte Wanderweg führt zunächst entlang der Waldstraße und biegt am Sportheim links in einen Feldweg ab. Kurz darauf tritt der erste Zeitzeuge in Erscheinung: ein flacher Hügel, unter dem die Reste des ehemaligen B-Werks „Kiefernwald“ verborgen liegen – Teil der einstigen Westwallbefestigungen. Weiter geht es am Panzergraben vorbei auf den historischen Mundatweg, der im Mittelalter die Grenze zwischen Kloster Weißenburg und dem Bistum Speyer markierte.
Am Waldrand tauchen die sogenannten „Turkogräber“ auf. Hier liegen fünf nordafrikanische Soldaten, die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 mit der französischen Armee kämpften und bei Schaidt ihren Verletzungen erlagen. Spuren früherer Holzkohlemeiler geben Einblick in alte Waldnutzungsformen.
Der Weg führt weiter zu alten Grenzsteinen und den Überresten eines Westwallbunkers. Kurz darauf zweigt die Route auf einen schmalen Pfad ab, der dem Mundatgraben folgt. Zahlreiche Bombentrichter, Überbleibsel des Westwall-Minengürtels, säumen den Weg. Auf einem asphaltierten Abschnitt gelangt man zum naturnahen Heilbachpfad, der bis zum Jakobshäuschen führt. Ab hier durchquert die Route eine Naturwaldzelle, in der sich Flora und Fauna ungestört entwickeln dürfen.
Vorbei an der Bismarckeiche geht es auf der Schlagallee entlang der einstigen Hauptkampflinie weiter. Eine kleine Schleife führt zu einem gut erhaltenen Einmannbunker. Danach folgt die Tour erneut dem Hauptweg bis zur Bildeiche. In ihrem Inneren stand einst über 150 Jahre lang eine geschnitzte Pietà – einst erbittet von einem Auswanderer auf dem Weg nach Amerika.
Schließlich führt der Weg über markierte Pfade zurück zum Sportgelände – ein eindrucksvolles Erlebnis zwischen Natur, Geschichte und stillem Gedenken.
Katja Bauroth